29. März 2024

Bei mir ist ein Spaziergang mit meinem Hundefreund eine Schitour

Das Foto oben zeigt die Situation bei mir zu Hause. Ich wohne in einer Blockhütte am Wald. Den Zugang zur Hütte muss ich fast täglich mühsam freischaufeln. Will ich einen Schritt aus dem Haus gehen, muss ich meine Schi anziehen. Wenn mein Hundefreund Kuksi und ich also spazieren gehen, dann ist das ganz automatisch eine Schitour. Kann sich so ein Grünrock, der irgendwo in der Zivilisation wohnt und immer mit dem SUV unterwegs ist, vermutlich nicht vorstellen. Aber so ist es.

Die Jäger_innen haben ein Wort erfunden: das Wild. Es bezieht sich auf trophäentragende Wildtiere, die sie gerne abknallen wollen, und die sie daher füttern. Aber gefütterte Tiere sind nicht wild sondern zahm. Ich setze dem also den Begriff “das Zahm” entgegen. Wildtiere wie Wildschweine können im Winter ruhig verhungern, wenn es nach den Jäger_innen geht. Die werden nicht gefüttert. Hauptsache das Zahm wird in hoher “Stückzahl” erhalten. Da schimpft man dann schnell auf Schitourengeher_innen, sie würden das Zahm erschrecken, sodass es auf der panischen Flucht an Erschöpfung stirbt.

In Scheffau im Tennengau in Salzburg hat wieder einmal die Nacht des Fuchses stattgefunden. Tom Putzgruber und sein so tapferer Verein RespekTiere waren vor Ort, um zu protestieren. 31 Füchse und 37 Marder lagen tot am Boden. Völlig sinnlos über den Haufen geschossen. Der Bezirksjägermeister gibt das gegenüber dem ORF Salzburg unumwunden zu. Wörtlich sagt er: „Es geht um die Gesellschaft. Und es geht darum, die Fuchsjagd aktiv zu halten. Sonst geht sie verloren. Und Füchse haben wir genug, die werden nicht weniger, wenn man ein paar schießt.”

Es gibt keinen vernünftigen Grund für die Fuchsjagd:

  • Die Tollwut ist ausgestorben
  • Keiner der toten Füchse hatte die Räude
  • Sie werden durch den Abschuss nicht weniger, wie der Bezirksjägermeister zugibt
  • Der Fuchsbandwurm wird dadurch nicht seltener
  • Füchse hatten nie natürliche Feinde, sie regulieren ihre Anzahl durch Territorialität selbst
  • Wenn es in Österreich verboten ist, Wildtiere zur Gewinnung von Pelz zu halten, dann sollte man sie dafür auch nicht töten können

70.000 Füchse haben die Jäger_innen im Jahr 2017 in Österreich abgeknallt. Viele davon mitten im Winter. Erschrickt das Zahm nicht, wenn auf die Füchse geballert wird? Die Jäger_innen gehen nicht nur mit frei laufenden Hunden dafür in den Wald, sie knallen auch noch laut mit ihren Flinten, und das immer wieder in der Nacht. Aber die Schitourengeher_innen, die sind das Problem für das Zahm. Natürlich.

In der Steiermark, wo ich wohne, ging die Schusszeit auf Rothirsche übrigens bis vor Kurzem noch bis Ende Jänner. Mit anderen Worten, hier bei mir ballern die Ewiggestrigen unter den netten Jäger_innen noch immer auf Hirsche – stören sich aber an Schitourengeher_innen. Unfassbar, dass diesen Leuten noch irgendwer auch nur irgendetwas glaubt! In NÖ und OÖ darf man weiterhin bis Ende Jänner Sika- und Damhirsche abknallen!

5 Gedanken zu “Bei mir ist ein Spaziergang mit meinem Hundefreund eine Schitour

    1. @Hallo Jägerlein:
      Sprachrohre der Jägerschaft, wie Hackländer, haben eine ideologische Agenda, die ihnen oft den Blick auf die objektive Faktenlage verstellt. Hier Fachliches zum Thema Tierschutz und Tierrechte: https://martinballuch.com/tierschutz-und-tierrechte-verschieden-oder-doch-gleich/
      Hackländer war Gutachter im Tierschutzprozess und da hat sich gezeigt, wie der gute Mann tickt. Für ihn haben Nerze in einem Käfig in der Pelzfarm, der 30 cm x 90 cm für 2 Nerze groß ist, weniger gelitten als Nerze in der freien Wildbahn. Tierquälerei ist für ihn ein reines Kulturgut und habe nichts mit naturwissenschaftlichen Erkenntnissen zu tun. Man könne nicht sagen, Pelzfarmen seien objektiv Tierquälerei.
      Man muss schon gewaltige ideologische Scheuklappen haben (oder viel Geld bezahlt bekommen), um einen derartigen Unsinn mit ernstem Gesicht zu vertreten.

  1. PS: Die offiziellen Gründe der Jägerschaft für die Fuchsjagd beziehen sich auf Artenvielfalt und den Fuchsbandwurm (widerlegt).
    https://www.jagdfakten.at/fuchsjagd-ist-nicht-gleich-fuchsjagd/
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    “Warum wird der Fuchs bejagt?
    In erster Linie wahren Jägerinnen und Jäger mit der Fuchsjagd das ökologische Gleichgewicht. Würde die Fuchspopulation zu stark werden, wären andere Tierarten, vor allem Niederwild wie Feldhase, Rebhuhn oder Fasan gefährdet. Jäger tragen mit der gezielten und geregelten Jagd zur Artenvielfalt in Österreich bei.”
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    Das stimmt so nicht. Füchse, Feldhasen und Fasane gibt es alle schon sehr lange und sie sind symbiotisch abgestimmt. Der Fuchs wird nicht zum Aussterben anderer Spezies führen sollte man ihn nicht jagen. Bei Nahrungsknappheit (aka Naturknappheit) sterben wenn überhaupt die secondary consumers (aka carnivores) als erstes aus. Man sollte einfach aufhören selber Feldhasen und Fasane abzuschießen und den Wolf einsiedeln und so dem Wald eine Chance geben wieder Laubbaum, Insekten, Vögel und Säuger zu bewirtschaften. Das wäre Artenvielfalt und führt zu besserer Luft, Wasser und Nährstoffe in Österreich.

  2. Rehe sind von Natur aus Fluchttiere (mit hoher Fluchtdistanz, außer sie werden gefüttert). Die Jägerschaft tut oft so, als ob Rehe ein schweres Trauma erleben, wenn sie mal von einem Wolf gejagt werden oder einen Hund auch nur sehen. Das wäre evolutionär schon sehr eigenartig.
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    – Was das Reh und den Wald stresst ist, wenn es zu viele von Ihnen auf kleinem Platz gibt, wie durch Fütterungen und fehlen von natürlichen Feinden wie dem Wolf forciert wird.
    – Was Rehe traumatisiert, ist wenn die Stärksten unter Ihnen, einfach so, nach einem lauten Knall, tot umfallen. Wie soll man sich dagegen schützen?
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    Ich kann Martin nicht genug danken für seine Artikel und seinem Aktivismus. Die Jägerschaft will keine echte Natur, weil jeder weiß, dass sich diese selber gut regulieren kann. Gesunde Natur würde ihr blutrünstiges Hobby beenden. Wir wissen warum sie gegen den Wolf hetzten. Im Gegensatz zum zB Stierkampf betrifft dieses blutige Hobby nicht nur einzelne Tier, sondern das gesamte Eco-System.
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    .Laubbäume haben überhaupt keinen Platz mehr zu wachsen bei den Rehdichten. Das bedeutet weniger Insekten und weniger Vögel und Säuger. Nicht nur weniger Biomasse sondern auch weniger Species. Silent Spring nicht nur am Akker, wo sowieso schon lange nichts mehr lebt, dank der Mono-Chemie, sondern auch im Wald. All das nur damit sich ein Würstelfinger ein paar Zentimeter bewegen kann und ein Reh weit weg tot umfällt.

  3. Keine Spur von panischer Flucht.
    Bei der letzten Skitour bin ich einer Gemse begegnet. Sie hat mich einige Minuten beobachtet – ich hab sie beobachtet – dann hat sie mich nicht mehr beachtet und ein jeder von uns beiden ist seines Weges weitergegangen – ohne auch nur einen schnellen Schritt zu tun.

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