20. April 2024

Österreich: 23 % wünschen sich einen Diktator!

Das Bild oben zeige ein Konzentrationslager, steht in Wikipedia. Geht es um eine Tierfabrik? Nein. Das ist ein Satellitenbild eines Lagers für politische Gefangene in Nordkorea. Viel weiß man ja nicht, was dort so alles passiert, aber es gibt einige Augenzeugenberichte und es ist kaum zu ertragen, diese zu lesen. Man verfolgt politische DissidentInnen mit Sippenhaft bis zur 3. Generation. Wenn Dein Onkel aus dem Land flüchtet, landen Deine Kinder in solchen Lagern, oft ohne Möglichkeit, je wieder heraus zu kommen. Zig tausende Kinder werden dort lebenslang zur Zwangsarbeit gezwungen.

Das ist Diktatur. Sie zeichnet sich durch völlige Willkür aus. Es gibt keine rechtsstaatlichen Garantien auf faire Gerichtsverfahren oder Menschenrechte mehr, von Tierrechten oder Tierschutz ganz zu schweigen. Es gibt keine Möglichkeit, die Gesellschaft „von unten“ mitzugestalten. Ein „starker Führer“ regiert, ohne auf Wahlen oder ein Parlament Rücksicht nehmen zu müssen. Ein Alptraum, möchte man meinen. 23 % der ÖsterreicherInnen sehen das anders. Sie wünschen sich nordkoreanische Verhältnisse.

Das Forschungsinstitut SORA hat im April 2017 eine repräsentative Umfrage machen lassen, siehe http://www.sora.at/nc/news-presse/news/news-einzelansicht/news/schon-43-fuer-starken-mann-776.html. Und da antworteten 23 % der Menschen auf die Frage, ob sie sich einen starken Führer wünschen, der keine Rücksicht auf Wahlen oder ein Parlament nehmen muss, mit „ja“. Unfassbar. Wissen die ernsthaft nicht unsere Demokratie zu schätzen – mit allen ihren Schwächen? Und selbst wenn sie sagen, so extrem wie in Nordkorea wollen sie es nicht, nur ein bisschen Diktatur, wie weiland Felix Baumgartner einmal meinte, ist das schockierend kurz gedacht. Wer hält einen „bisschen“ Diktator davon ab, nordkoreanische Verhältnisse zu etablieren? Wenn man einmal die Mitbestimmungsmöglichkeit abgibt, wie die TürkInnen kürzlich, dann wars das und aus.

Weitere Ergebnisse der Studie sind:

– nur 52 % sind der Meinung, der Nationalsozialismus war ganz oder großteils schlecht
– 30 % können dem Nationalsozialismus auch eine gute Seite abgewinnen
– 61 % wollen, dass schärfer gegen Außenseiter und Unruhestifter vorgegangen wird

Eine Grafik mit einigen der Ergebnisse:

DemokratieUmfrageSORA2017

Wir erleben momentan tatsächlich eine Krise der Demokratie. Immer größere Teile der Bevölkerung haben den Eindruck, sie werden übergangen und nur ein politisches Erdbeben könnte eine Änderung bringen, Wahlen jedenfalls nicht. So falsch liegen sie da nicht. Die Wirtschaft diktiert der Politik was zu geschehen hat, die Schere zwischen Arm und Reich geht immer weiter auseinander. Das scheint systemimmanent. Bisher war es immer so, dass diese Schere aufging, bis ein großer Krieg das Rad zurückgestellt und eine mehr egalitäre Gesellschaft ermöglicht hat. Und ab dann ging die Schere bis zur nächsten Katastrophe wieder auseinander.

Die Ängste der Menschen müssen Ernst genommen werden, wir brauchen einen echten Strukturwandel. Aber ein Trump, ein Orban und ein Erdogan, geschweige denn ein Nordkorea, sind nicht die Lösung, im Gegenteil, sie verschärfen das Problem. Trump – ein Milliardär – wird wohl nicht den Unterprivilegierten irgendwie helfen. Im Gegenteil, er reduziert gerade die Steuern der Superreichen, um Amerika wieder „great“ zu machen. Statt Umweltschutzausgaben mehr Geld für das Militär. Das ist keine Hilfe für Arme, sondern die Vorbereitung dafür, die Revolte der Armen gegen die Ungerechtigkeit gleich im Keim ersticken zu können.

Im Buch „Flucht aus Lager 14“ von Blaine Harden, das von den Lagern für politische Gefangene in Nordkorea handelt, steht auf Seite 64 (Taschenbuchausgabe), dass der nordkoreanische Diktator gerne Zuchtfasane abballert. Irgendwie konsistent. Wer gerne Menschen dominiert, will auch Tiere zu seinen Zwecken beliebig missbrauchen können. Spätestens an dieser Stelle sollten alle TierschützerInnen aufhorchen: Diktaturen haben noch nie effektive Tierschutzgesetze erlassen. Im Gegenteil, die Tierschutzbewegung wird unterdrückt und die Ausbeutung von Tieren zur Norm. Man denke nur an die riesigen Tierfabriken in der ehemaligen DDR.

Im Sinne von Tierschutz und Menschenrechten müssen wir also jede Entwicklung in Richtung autoritärer Staatssysteme verhindern! Und dazu gehört aber auch, die Probleme unseres momentanen Systems offen anzusprechen und nicht zu tabuisieren.

2 Gedanken zu “Österreich: 23 % wünschen sich einen Diktator!

  1. Also der NK Vergleich ist hier irgendwie fehl am Platz, genauso wie die Tierrechte. Beides wichtige Themen aber Sie verbinden da Sachen, die keinen wirklichen Zusammenhang haben…

    Wirkt ehrlich gesagt wie der verzweifelte Versuch hier den Bogen zwischen Ihnen persönlich wichtigem Thema und einschlägigem Thema des Blogs zu schlagen.

    Den Platz hätten Sie doch nutzen können, um die angesprochenen Probleme tatsächlich anzuführen – wenn man offen ansprechen will, sollte man das tun.

  2. Genau die Tabus und die Leugnung bestehender Probleme sind der Grund für den kontraproduktiven aber emotional verständlichen Rechtsruck. Wer die Bevölkerung nicht ernst nimmt, brauchst sich nicht darüber zu wundern keine Stimmen mehr zu bekommen. Dann gewinnen sie nämlich jene, die das Blaue vom Himmel versprechen – auch wenn sie natürlich nichts davon halten können oder überhaupt wollen.

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