26. April 2024

Begegnung mit einer Schlange

P1000013kleinMein Opa in Tirol hat noch Giftschlangen gefangen, ihnen den Kopf abgeschlagen und dafür eine Prämie von der Landesregierung kassiert. Für ihn war jeder Bach, der die Tiroler Berge herunterstürzt und keine Kraftwerksturbinen antreibt, verlorene Energie. Nicht, dass ich meinen Großvater irgendwie bloßstellen oder lächerlich machen will. Das war einfach die Ansicht seiner Zeit: die Natur ist grenzenlos, sie sollte maximal für den Menschen nutzbar gemacht werden, und lästige oder gefährliche Tiere sind besser tot als lebendig, egal ob ihre Art dabei ausstirbt.

Vor 30 Jahren ging ich auf der Schneealpe mit einem 4 jährigen Buben wandern. Damals war der Anblick einer Schlange eine absolute Seltenheit und trotzdem trafen wir auf eine, abseits der Wege. Sofort wollte sie mein Wanderkumpan töten. Ein richtiger Mann, so seine Auffassung, tötet Giftschlangen. Ich hielt ihn davon ab, wir setzten uns hin und bewunderten das Tier aus der Distanz. Ich hoffe ihm dadurch einen anderen Eindruck von der Natur und den Lebewesen ermöglicht zu haben.

P1000006kleinVorgestern beim Wandern am Hochschwab habe ich 4 Schlangen gesehen. Eine davon auf 1800 m Höhe, oberhalb der Baumgrenze, bei untergehender Sonne. Es wurde schon kühl und sie schlängelte auffallend träge dahin. Als Kaltblütler ist sie auf die warmen Sonnenstrahlen angewiesen, um viel Körperenergie zu haben. So konnte ich sie eine längere Zeit beobachten. Ein wunderschön schwarzes Tier.

Vor Jahrzehnten noch gab es kaum Schlangen, es war normal, sie bei jeder Gelegenheit zu töten. Heute sehe ich sie viel häufiger. Die Einstellung der Menschen hat sich geändert. Heute ist die Natur kaum eine Bedrohung, unsere Aufgabe ist nicht mehr, sie zu zähmen. Heute betrachten wir auch potenziell gefährliche Tiere mit anderen Augen, sehen nicht mehr die Notwendigkeit, sie zu beseitigen, sondern bewundern sie und setzen uns sogar für den Erhalt ihrer Art ein.

Wir haben bemerkt, dass die Welt nicht unendlich ist. Töten wir Giftschlangen, so sind sie bald weg, ausgestorben, und werden nie mehr zurückkehren. In diesem Sinne hat sich auch das Bewusstsein durchgesetzt, in der Natur keinen Mist zu hinterlassen. Das ist ein spürbarer, positiver Wandel. Ich würde mir nur wünschen, dass er auch einmal bei der Jägerschaft ankommt, sodass Bär, Wolf und Luchs ungestört einwandern können. Der Schritt zum ethischen Veganismus ist dann auch nicht mehr so groß.

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