26. April 2024

Das Schicksal der Kettenhunde

Kürzlich fuhren wir in Spanien einigen Tiertransporten hinterher. In Katalonien jedenfalls sahen wir dabei links und rechts ständig Tierfabriken vorbeiziehen, in dürrer Landschaft, ohne grünem Gras. Später mussten wir auch einige dieser Tierfabriken besuchen, um die Zustände zu dokumentieren, in denen dort österreichische Kälber gehalten werden. Und praktisch überall fanden wir zwar keine Menschen, aber Wachhunde auf den Betrieben. In einer Ecke an der Kette, von Gott und der Welt verlassen, völlig alleine, oft sehr abgemagert.

DSC_1805kleinAls wir uns diesen Hunden jeweils näherten zeigten sie mit allen ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln, wie sehr sie sich nach sozialem Kontakt sehnten. Manchmal saßen wir dann, statt unsere Kälber zu filmen, bei den Hunden, um sie zu streicheln. Und sie waren dafür so dankbar! Der allerfreundlichste war jener Hund am Bild rechts. Sehr jung, total abgemagert, ein Ausbund an Freundlichkeit und so voller Bedürfnis nach Liebe und Zuwendung, das von der Welt nicht erwidert wird.

Als jemand, der seit 30 Jahren mit Hunden zusammenlebt, schnürt sich mir bei diesem Anblick das Herz zusammen. Hunde sind, wie Menschen, durch und durch soziale Lebewesen. Ohne Beziehungen und Anschluss an andere Wesen, gehen sie psychisch zugrunde. Diese Kettenhunde haben gerade einmal jenen Platz, den ihnen die wenige Meter kurze Kette bietet. Und zwar ein Leben lang! Dort müssen sie koten und urinieren, dort müssen sie essen und schlafen. Ich konnte selbst beobachten, dass die Menschen, zu deren Betrieb sie gehören, einfach an ihnen vorbeigehen. Alle ihre Aufforderungen zu spielen, sie zu berühren, zu streicheln, einfach Kontakt aufzunehmen, wurden ignoriert. Ich kann nicht begreifen, wie das möglich ist!

P1020408kleinLeider ist es aber nicht nur in Spanien so. Zwar haben wir in Österreich längst schon ein Verbot der Haltung von Hunden an Ketten, auch nur für kurze Zeit, doch in Kärnten trafen Kuksi und ich dennoch auf einen Kettenhund, siehe Bild rechts. Die dortige Tierschutzombudsfrau hat mir seinerzeit erzählt, dass das in Kärnten völlig normal war, auf jedem Bauernhof Hunde an der Kette zu halten. Manche Gruppierungen hatten deshalb sogar die Aufhebung des Verbots gefordert. Zum Glück ist es dazu nicht gekommen.

Wir müssen uns doch als Gesellschaft endlich einen Schritt weiterbewegen, wir müssen doch wenigstens jenen Tieren, die in unserer Verantwortung leben, und deren Haltung nicht einmal ökonomischen Zwecken dient, ein Minimum an Lebensqualität bieten. Wer einen Hund ständig angekettet hält, kann doch unmöglich in diesem Tier ein Du, ein Lebewesen mit Gefühlen und Bedürfnissen sehen! Verbote sind ein erster Schritt. Ich hoffe, dass die jungen Generationen, die mit solchen Verboten aufwachsen, ein anderes Tierbild entwickeln, in dem die Kettenhaltung dieser Wesen als absurder Anachronismus der Geschichte gesehen wird.

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