26. April 2024

Die Masthuhnpropaganda der Landwirtschaftskammer Österreich

Seit 10 Jahren jammert die Mastgeflügelindustrie, wie schlecht es ihr nicht geht, obwohl die Statistik Austria (leider) belegt, dass die Hühnerfleischproduktion in Österreich ansteigt, siehe https://martinballuch.com/?p=2265. Hintergrund ist der Wunsch der Industrie, die Haltungsbedingungen für die Tiere massiv zu verschlechtern, um höhere Profite einzufahren. Stopft man nämlich um 30% mehr Hühner in die bereits übervollen Hallen, so die Rechnung, dann sterben zwar um 44% mehr Tiere an den Bedingungen, aber dennoch steigen die Profite um 4%. Und darum geht es diesen Leuten schließlich.

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VGT-Demo mit 5 toten Masthühnern vor der Landwirtschaftskammer Österreich

Nun will auch der Präsident der Landwirtschaftskammer Österreich, Gerhard Wlodkowski, bei diesen Profiten kräftig mitschneiden. Er plant auf seinem Grund eine Masthühnerfabrik mit 51.000 Tieren zu errichten. Die Bauverhandlungen laufen bereits, ebenso gibt’s schon eine lokale Bürgerinitiative gegen das Projekt, und die Berufung gegen die Bescheide liegt beim Bundesverwaltungsgerichtshof. Deswegen haben wir am 30. Jänner 2014 vor der Landwirtschaftskammer Österreich protestiert und 5 Hühner gezeigt, die an den Haltungsbedingungen in diesen Masthallen mit 20 Tieren pro m² gestorben sind.

Die Landwirtschaftskammer jammert also, dass die Mastgeflügelbetriebe in Österreich in solchen wirtschaftlichen Schwierigkeiten wären. Warum um alles in der Welt gründet dann deren Präsident eine neue Masthühnerfabrik mit 51.000 Hühnern? Setzt er auf ein untergehendes Schiff oder weiß er nicht vielleicht doch aus erster Hand, dass solche Projekte momentan eine sichere Bank für fette Profite sind!

Aber dass die Landwirtschaftskammer Österreich Zahlen verändert, um für Gesetzesänderungen zur Erhöhung ihrer Profite auf Kosten der Tiere Propaganda zu machen, können wir jetzt beweisen. Während die Medien bei unserer Demonstration von der Kammer mit der Botschaft empfangen wurden, der Selbstversorgungsgrad bei Hühnerfleisch sei seit 2007 auf nur noch 70% gesunken, schrieb der Kammerpräsident am selben Tag in einer Presseaussendung, der Selbstversorgungsgrad bei Hühnerfleisch sei nur mehr 83%:

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Medieninformation der Landwirtschaftskammer Österreich anlässlich unserer Demo vor Ort: 70 % Selbstversorgung bei Hühnerfleisch
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Presseaussendung des Präsidenten der Landwirtschaftskammer Österreich anlässlich unserer Demo: 83% Selbsversorgung bei Hühnerfleisch

 

Also was ist es nun, liebe Landwirtschaftskammer Österreich, 70% oder 83%? So passierts, wenn die Propagandatricks nicht untereinander abgesprochen sind. Aber die Öffentlichkeit wird für blöd verkauft. De facto sind beide Zahlen deutlich zu gering.

Wir müssen dieser Propaganda einen Riegel vorschieben, es reicht. Keine Handbreit der Tierindustrie! Jede neue Tierfabrik verhindern! Und eine Verschlechterung des Tierschutzgesetzes lassen wir schon auf gar keinen Fall zu, 91% der Bevölkerung stehen in dieser Frage hinter uns!

Der ORF Wien Heute Beitrag zu unserer Demo:http://tvthek.orf.at/program/Wien-heute/70018/Wien-heute/7417537/Mit-toten-Huehnern-vor-dem-Landwirtschaftsministerium/7423212

2 Gedanken zu “Die Masthuhnpropaganda der Landwirtschaftskammer Österreich

  1. Herr Wlodkowksi,
    sollte Österreich Ihrer Meinung nach etwa auch Gewerkschaften abschaffen, Kinder- und Sklavenarbeit wieder einführen und generell die Löhne und Arbeitsbedingungen an jene in China, Bangladesh, Vietnam etc anpassen, um so die Billigimporte, die kein Konsument will, nicht weiter zu fördern und den Selbstversorgungsgrad Österreichs bei Kinderarbeit- und Sweatshop-Produkten zu steigern?

  2. Wer einmal selbst in einer Masthuhnhalle war, wird wohl keinen Appetit auf dieses Fleisch mehr verspüren. Leider wird inzwischen auch bei der Rinderhaltung ein Platzbedarf von 2,5 m2 bei der Genehmigung von Unterständen vorgesehen. Niemand konnte diesen ,angeblich vom Gesetzgeber -erscheint in einem Amtssachverständigengutachen auf- vorgesehenen engen “Platzbedarf” begründen. Sollen Tiere sich nicht wohlfühlen oder soll der Mensch auf künftige enge Platzverhältnisse gewöhnt werden?

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